Glashüttener Gedicht
Im Jahre 1909 hatte der Verfasser der Glashüttner Chronik, Eduard Müller, im Bezirkslehrerverein Bayreuth einen Vortrag über Heimatkunde übernommen. Gesprächsweise machte er von dem Stoff dem jungen Bauern Johann Wölfel Hs No 54 in Glashütten Mitteilung und dieser brachte in großen Zügen die Geschichte Glashüttens in Verse, die den Leser kurz über das Wichtigste orientieren.
Ich weiß auf Deutscher Erden
In Gottes weiter Welt
Ein Tal so schön und lieblich
Wos jedem wohlgefällt
Wo ringsum auf den Höhen
Der schöne grüne Wald
Im kühlen Schatten bietet
Den schönsten Aufenthalt
Am waldbegrenzten Himmel
Das Morgenrot sich zeigt
Und hinter nahen Bergen
Die Abendsonne weicht
Die Felder an den Höhen
Voll schöner Früchte stehn
Die Eichenblätter rauschen
Wenn leise Winde wehn
Auf saftig schönen Wiesen
Das bunte Grün entsprießt
Und zwischen Erlenbumen
Der kleine Krebsbach fließt
Die Gärten schön geschmücket
Voll Blumen ohne Zahl
Worin die Vöglein zwitschern
Und singen überall
In dieses Tales Mitten
Liegt still und lieblich dort
Mein freundliches Glashütten
Mein schöner Heimatort
Wer wohl an dieser Stätte
Zuerst die Heimat fand
Die erste Hütte baute
Ist gar nicht mehr bekannt
Doch wurd gar bald erbauet
Ein kleines Gotteshaus
Geweiht war die Kapelle
Dem heilgen Nikolaus
Nach diesem Altarheiligen
Benennt sich unser Ort
Doch hat man Klaus“ verwandelt
Und schreibt mit Glas“ das Wort
Im Jahre 1300
Besaßen dieses Land
Die Edlen von Sachsenhausen
Die uns zuerst bekannt
Mit ihnen waren die Neuenstetter-Stürmer
Hier am Ort
Doch zogen diese bald
Nach Schönfeld wieder fort
Nach Sachsenhausen kamen
Die Wirsberg ritterlich
Die es zum Lehn bekamen
Von Markgraf Friedrich
Wo jetzt das Schulhaus stehet
Stand einst zu Schutz und Wacht
Von Wassern rings umgeben
Ein Schloß in voller Pracht
Doch hielt einmal ein Ritter
Die Treue gar nicht fest
Soldan von Wirsberg machte
Das Schloß zum Räubernest
Schnapphahn Reithannes raubte
Die ganze Gegend aus
Mit seinen Raubgesellen
Wohnt er in Soldans Haus
Bis ihm das Handwerk legte
Amtmann von Lichtenstein
Sein schönes Schloß belagert
Da mußt er ruhig sein
Obwohl von allen Seiten
Soldan war fest umringt
Wußt er es doch zu machen
Da ihm die Flucht gelingt
Ganz ungesehn zu kommen
Aus seinem festen Schloß
Nach Plassenburg zu reiten
Auf seinem flinken Roß
Durch weibliche Vermittlung
Bracht er es auch dahin
Den Oberst zu bewegen
Den Feind zurückzuziehn
Was er noch ausgerichtet
Ob er Vergebung fand
Wohin die Räuber kamen
Ist heute unbekannt
Doch weiter wird gemeldet
Was zu begrüßen ist
Da auf dem Schloß Glashütten
Ein Fürst geboren ist
Von Soldan seinem Bruder
War es ein Enkelein
Der später Bischof wurde
Zu Würzburg an dem Main
Im Markgräflichen Kriege
Wurde das Schloß ruiniert
Doch vom Würzburger Bischof
Stolz wieder aufgeführt
Nun war es nicht mehr lange
Im Wirsberger Besitz
Von ihnen kauftens wieder
Die Herren von Lüschewitz
Die hier die Kirch erbauten
Sie sollte größer sein
Die alte Schloßkapelle
Erwies sich als zu klein
Im dreiigjährigen Kriege
Zerstört ein wilder Troß
Von kaiserlichen Truppen
Das wunderschöne Schloß
Es wurde auch geplündert
Die Kirche ganz und gar
Die Glocken weggenommen
Und was zu nehmen war
Das Schloß ist so geblieben
Wie es im Staube lag
Der Herr von Lüschwitz wohnte
Nur noch in Frankenhaag
Nun ist er längst verstorben
Denn alles muß vergehn
Und von dem alten Schlosse
Ist gar nichts mehr zu sehn
An Lüschwitz uns erinnert
Der Kirchweih Glockenschall
Der Anblick der Kaserne
Und noch der Pferdestall
Auch denkt man noch der Zeiten
Wo an hiesiger Statt
Man gutes Malz bereitet
Und Bier gesotten hat
Auch dieses ist vergangen
Schon längst ist es vorbei
Und nichts ist mehr zu sehen
Von Malz und Brauerei
Doch heute ist Glashütten
Noch größer als zuvor
Obgleich im Lauf der Zeiten
Es manches mit verlor
Gott schütze und bewahre
Es ferner immerfort
Da blühe und gedeihe
Mein schner Heimatort